Inf Hauptstudium Tipps
Inhaltsverzeichnis
Eingrenzung
Hallo. Laut der Studienordnung von 1998 für Informatiker muss man im Hauptstudium Folgendes belegen:
4 Fachgebiete (FG) mit je 8 SWS
1 Vertiefungsgebiet(VG) mit 12 SWS
1 Komplexpraktikum mit 4 SWS
1 Praktikum mit 2 SWS
1 Hauptseminar mit 2 SWS
1 Beleg mit 8 SWS
1 Diplomarbeit mit XX(20?) SWS
1 Nebenfach 14 SWS
Desweiteren soll man noch Sprachen (4 SWS), studium generale (4 SWS) und allgemeine Kompetenz (4 SWS) machen, die werde ich aber hier nicht besprechen.
Ziel: Diplom
Die Diplomarbeit macht man planmäßig im 9. Semester und ich möchte hier eine Anleitung geben, wie man es schafft alle Voraussetzungen dafür im 5. bis 8. Semester zu schaffen. Die Diplomarbeit schreibt man bei einem Lehrstuhl/Professor auf hohem Forschungsniveau. Man sollte also bei diesem Professor Vorlesungen gehört haben, um auf dem aktuellen Stand der Dinge zu sein. Bei einigen Professuren sollte man auch die Belegarbeit bei der gleichen Professur gemacht haben, um einen Einstieg in das Forschungsgebiet zu bekommen. Ein guter und wichtiger vorheriger Schritt ist es, auch das Komplexpraktikum an diesem Lehrstuhl zu machen. Um mit aktuellen Themen versorgt zu sein, kann es auch nicht schaden, das Hauptseminar bei diesem Lehrstuhl zu besuchen.
Die Frage ist also, bei welchem Professor vertiefe ich mich?
Die wichtigsten Professoren kennt man schon aus dem Grundstudium. Wer da von einem Professor angetan war, hat gute Chancen, dass er auch im Hauptstudium was geboten bekommt. Bei langweiligen Vorlesungen weiß man allerdings nie, ob der Professor oder der Stoff schuld war.
Die Vorlesungen
Es gibt 2 Arten von Vorlesungen im Hauptstudium: Grundlagen und Anwendung.
Die Grundlagen-Vorlesungen setzen meist einen Großteil des Grundstudium-Wissens voraus, vertiefen aber das Wissen in einem speziellen Gebiet und legen die Grundlagen, um aktuelle Probleme in diesem Gebiet zu kennen. Eine Grundvorlesung geht häufig über 4 bis 6 SWS
Die Anwendungs-Vorlesungen hingegen stellen im Grunde genommen das aktuelle Forschungsprojekt des Professors direkt vor. Sie bestehen häufig aus Erfahrungsberichten oder konkreten Problemen und deren Lösungen, welche die Professoren gemacht haben. Diese Vorlesungen werden häufig nicht direkt vom Professor, sondern von seinen wissenschaftlichen Mitarbeitern gehalten. Sie sind der Einstieg in die Forschungsarbeit an der Professur. Anwendungsvorlesungen gehen häufig über 2 bis 4 SWS
Desweiteren sind Grundlagenvorlesungen häufig im Wintersemester und Anwendungsvorlesungen im Sommersemester. Es gibt häufig auch Vorlesungspaare, als Thema X 1 und Thema X 2, welche vom gleichen Professor gehalten werden und häufig nahtlos ineinander übergehen. Dabei sind auch am Anfang Grundlagen, später Forschungsgebiete.
Zeitliche Einteilung
summiert man die SWS kommt man auf 4*8+12+4+2+2+8+14=74 SWS. Teilt man die durch 4 Semester kommt man auf 18,5 SWS pro Semester. Wenn man bedenkt, dass eine Grundlagenvorlesung 4 SWS benötigt, dann schafft man also ca 4 Vorlesungen/Blöcke pro Semester. Das Nebenfach nimmt davon 3 Semester lang einen Block, das Komplexpraktikum nimmt einen Block, der Beleg nimmt 2 Blöcke. Man hat also pro Semester 2-3 Blöcke.
Prüfungen
Fachgebiets-Prüfungen erfordern 2 Blöcke (8 SWS) und man soll sie am Ende des 6. und 8. Semester ablegen. Desweiteren hat man die Vertiefungsgebiet-Prüfung über 12 SWS im 8. Semester und evtl die Nebenfachsprüfung z.B. im 7. Semester. Das gibt eine Idee, wieviele Blöcke man machen müsste:
2*2 Blöcke für FG1 und FG2 im ersten Jahr,
2 Blöcke für NF im ersten Jahr
1 Block für Komplexpraktikum im ersten Jahr
2*2 Blöcke für FG3 und FG4 im zweiten Jahr,
3 Blöcke für VG im zweiten Jahr.
1 Block für NF im zweiten Jahr.
2 Blöcke für Beleg im zweiten Jahr
Zwischenergebnis: 1. Jahr 4 Blöcke(28 SWS) 2. Jahr (40 SWS)
Das ist unbefriedigend. Man sollte also FG3, FG4 oder VG schon im ersten Jahr anfangen.
Empfehlung
In alle Fachgebiete im ersten Semester reinschnuppern, damit man weiß, was einem liegt! D.h. 4 Blöcke Vorlesungen (16 SWS) im ersten Semester, dazu 4 SWS Nebenfach. Ist ein bisschen viel, also vielleicht nur 3 Blöcke, oder es gibt ja häufig auch 2 SWS Vorlesungen, wobei das allerdings dann eher Anwendungsvorlesungen sind.
Im zweiten Semester die beiden interessanten Fächer prüfen lassen! D.h. 2 Blöcke für interessante Fächer + 1 Block Nebenfach + das Komplexpraktikum im möglichen Vertiefungsgebiet. Alternativ noch eine weitere Vorlesung im möglichen Vertiefungsgebiet wählen.
Im dritten Semester FG3 und Nebenfach prüfen lassen und je vorher noch einen Block besuchen (2 Blöcke). Zusätzlich im Vertiefungsgebiet eine weitere Grundlagenvorlesung nehmen (1 Block) und Komplexpraktikum oder Anwendungsvorlesung im Vertiefungsgebiet (1 Block).
Im vierten Semester FG4 und VG prüfen lassen und je vorher noch einen Block besuchen (2 Blöcke). Zusätzlich kommt in diesem Semester noch die Belegarbeit mit 2 Blöcken. (2 Blöcke)
Auf diese Weise hat man jedes Semester 4 Blöcke, am Ende eine gute Verteilung und einen guten Einstieg.
Stolpersteine
Das klappt natürlich nicht bei jedem so ideal. Das Nebenfach kann anders organisiert sein, oder Vorlesungen gehen mal 6 SWS mal 2 oder 3 SWS. Oder interessante Vorlesungen überschneiden sich untereinander und mit dem Nebenfach.
In diesen Fällen muss man halt Prioritäten setzen. Aber Achtung! Nicht jede Vorlesung wird jährlich oder ewig angeboten! Professoren haben mal ein Forschungsfreisemester oder wechseln auch mal die Hochschule, sodass die Vorlesung die man im 5. Semester nicht gemacht hat, im 7. nicht mehr angeboten wird! Es nützt einem herzlich wenig, wenn sie zwar im 9. wieder angeboten würde, aber man die als mögliche Vertiefungsrichtung geplant hat. Deswegen: Sich informieren! Es gibt eine vorläufige Planung für das nächste Semester, aber am besten ist es, eine eMail an den Professor oder seine Sekretärin zu schicken.
Auswahl der Vorlesungen
Wie gesagt, interessante Professoren sind ein guter Anhaltspunkt. Desweiteren gibt es auch interessante Namen der Vorlesungen. Die Vorlesungsbeschreibungen findet man entweder direkt vom Lehrangebot aus verlinkt, oder man sucht sich das Institut, die Professur und dann Lehre aus um Informationen zu finden. Im Bereich Theoretische Informatik / Künstliche Intelligenz helfen einem auch die Seiten von Computational Logic.
Diese Beschreibungen helfen einem allerdings häufig nicht viel. Besser sind da Inhaltsverzeichnisse oder sogar Vorlesungsfolien, in die man gerne reinschauen sollte, um zu erfahren, um was es wirklich geht! Langweilige Theorie oder verblüffende Mathematik!
Des weiteren kann man mal im HnH fragen, aber man erhält meist nicht viele Antworten. Man kann natürlich, so man hat, seine Freunde fragen, oder wenn man sich traut Kommilitonen oder sogar den Professor.
Eine der wichtigsten Methoden ist das sogenannte "Shotgun Verfahren": Nachdem man sich die wichtigen Vorlesungen rausgesucht hat, schaut man einfach, wo man im Stundenplan noch Lücken hat, und setzt sich einfach in eine andere Vorlesung rein. Natürlich vorher nachschauen, welche Vorlesungen gibt es in diesem Timeslot, könnten die halbwegs interessant sein, hab ich eine Idee, oder hab ich gar keine Idee. Besonders interessant ist natürlich die erste Vorlesung, wo der Professor einen Überblick über seine Vorlesung gibt. Aber auch später kann man noch mitbekommen, wie die Art des Professors ist, ob der Stoff spannend oder langweilig ist. Ich sagte ja, dass man 18.5 SWS hat und mit SG, AK, Sprachen, können dass vielleicht 21 SWS sein, aber mal ehrlich, das sind 4 SWS pro Tag, oder eine 15 Stundenwoche. Grade in den ersten Wochen hat man eh noch nicht soviel zu tun, da kann man gerne auch mal 40 SWS machen und auf diese Weise neue interessante Vorlesungen und Professoren kennen lernen und hat auch die Möglichkeit von enttäuschenden Lehrveranstaltungen umzusattteln. Es bringt nicht viel, wenn man von einer Lehrveranstaltung nicht motiviert wird und dann in der Prüfung ein bescheidenes Ergebnis bekommt, oder aber ein Jahr nur langweilige Vorlesungen gehört hat und deswegen sein Studium verlängert!
Arbeitseifer/Spezialisierung
Es wird allgemein erwartet, dass man sich auch neben der Vorlesung zu Hause mit dem Thema beschäftigt und sowohl die Vorlesung nacharbeitet, Übungsaufgaben macht und sich weiter mit dem Thema beschäftigt (Literatur, Internet, Papers). Deswegen sollte man sich ein Semester auch nicht zu voll packen, damit man eine Chance hat, diese zusätzliche Aufgaben für alle Vorlesungen zu meistern. Klasse statt Masse!
Wie fülle ich meine 8 SWS? 2 Grundlagenvorlesungen oder 1x Grundlage 1x Anwendungsbereich. Das letztere ist das bevorzugte. Man legt sich damit allerdings auf eine Professur fest, da man auf diese Weise die Arbeit der anderen Professoren in dem Fachgebiet nicht mehr mitbekommt. Das ist halt ein Negativpunkt dieser Vorgehensweise, den man aber dadurch kompensieren sollte, indem man eben in den ersten Wochen viel ausprobiert und den besten Dozenten raussucht.
Ich empfehle, auch im Grundstudium schon mit dem ausprobieren anzufangen!